Das erste Women’s Astro Barcamp fand online statt. Die Mission „We Empower Women“ ist gelungen.

 

„Neptun hängt. Die Sonne wird einfach auf den Uranus gelegt. Ist es richtig, dass der Mond noch übrig ist?“ Wenn sich 37 Frauen beim Online-Women’s-Astro-Barcamp der Astronautin GmbH treffen, muss das Universum ein bisschen flexibel sein. Und wenn die unbegreiflichen Entfernungen zwischen Erde, Mond und unseren nächsten Planeten anhand eines drei Meter langen Schleifenbandes mit kleinen, bunten Aufklebern begreifbar gemacht werden, falten die Frauen, kleben und lachen. Sie fluchen, wenn der Uranus abfällt oder das Band in die mit Wasser gefüllte Backform fällt, die vorher für ein anderes kleines Experiment gebraucht wurde. Doch egal, ob die Bastelei gelungen oder misslungen ist, am Ende hat jede ein Gefühl dafür, wie nah Mond und Erde einander sind.

Was das mit Karriereplanung, Selbststärkung und Persönlichkeitsbildung zu tun hat? Sehr viel! Denn wer versteht, dass der Mond gar nicht so weit weg ist, der versteht vielleicht auch, dass die Verwirklichung der eigenen Ziele und Träume näher liegt als man denkt: Nämlich direkt bei einem selbst.

Genau da setzt das Leadership-Training von „Die Astronautin“ an. Das Konzept: Erfahrungen aus dem Astronautinnen-Training nutzen, um Frauen zu stärken, Potenziale aufzuzeigen und sie dadurch fit zu machen für leitende Positionen.

Am 6. Februar startete das erste Online-Training mit mehr als 30 Teilnehmerinnen. Darunter waren Ingenieurinnen, Führungskräfte, Studentinnen, Frauen, die sich umorientieren wollen, genauso wie Frauen, die sich mit anderen vernetzen wollen. Wer sich anmeldete, bekam vorab ein liebevoll gepacktes Paket mit Bastelvorlagen, Experimentenzubehör und einem Schokoriegel (natürlich ein Mars!). Pünktlich um 9 Uhr startete dann der Countdown. Angelehnt an die Stationen einer Reise durch den Weltraum wechselten sich kleine Experimente, Impulsvorträge von der Raumfahrtexpertin und Astronautin-Gründerin Claudia Kessler und kurzweilige Abfragen via Handy-App ab. Jede Mitreisende hatte die Möglichkeit an zwei Space-Trainings teilzunehmen. Sie fanden in kleineren Online-Räumen statt, die Venus, Saturn, Merkur oder Jupiter hießen.

So erfuhren die Frauen bei Trainerin Linda Bosse unter den Seminartiteln „Boost your Career“ und „Shine like a Star“ wie wichtig Selbstmarketing für die eigene Karriere ist. Bei Claudia Lutschewitz ging es im Training „Find your inner Astronaut“ um Resilienz, also die Fähigkeit zu Widerstandskraft und innerer Stärke. Mit „Houston, we have a Problem“ überschrieb Janine Tychsen ihre Trainingseinheit, in der es um Kommunikation mit sich selbst ging und Laura Bechthold stärkte die Selbstwirksamkeit der Teilnehmerinnen in „Astronautin for one Day.“

In der Mittagspause blieben die meisten Frauen am Bildschirm, aßen und hörten Claudia Kessler zu, die aus dem Näh- oder besser ISS-Kästchen plauderte. Wie fühlt sich Schwerelosigkeit an, was essen die Astronaut:innen an Bord, wann schlafen sie, wie gehen sie auf die Toilette? Kessler weiß all das und sie kann es wunderbar plastisch erzählen. Kleine Auflösung gefällig? Die Toiletten funktionieren wie ein Staubsauger, geschlafen wird ab 22 Uhr, und das Gefühl der Schwerelosigkeit kennt sie von den Parabelflügen, an denen auch sie selbst teilgenommen hat. Ihr war speiübel, doch sie würde es sofort wieder machen. Es ist wie schweben.

Als am Nachmittag das prall gefüllte Programm mit dem gemeinsamen Entzünden von Wunderkerzen zu Ende ging, spürte wohl jede der Teilnehmerinnen dieses kleine wehmütige Gefühl, dass bei einer Online-Veranstaltung eben doch die wirkliche Nähe fehlte. Wie gerne hätte man noch zusammengesessen, geredet, gelacht und mehr erfahren über all diese Frauen, die sich mit diesem Astro-Barcamp auf eine spannende Mission begeben haben. Ihre ganz eigene.

geschrieben von Katrin Jäger, freie Journalistin